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Posts Tagged ‘Kap Finisterre’

Finisterre – am Ende aller Wege

Gerade sitze ich auf einer Felsklippe unterhalb des Leuchtturmes am Cabo Finisterre und warte auf dem Sonnenuntergang. Oben an der Strasse steht er, der Kilometerstein 0 – es war ein weiter Weg bis hierher.

Auf den letzten 16 km des Weges hatte ich es heute nicht eilig. Von Cée ging es wieder nach Westen, immer die Küste in Sichtweite. Nur wenige Pilger wählen Cée als Etappenort, so war ich heute fast alleine unterwegs. Der Camino war noch mal schön und einsam.
Kurz vor Finisterre dann ein besonderes Highlight: der Camino führte an der Playa Langosteira entlang. Ich verlies hier den Camino und lief die 2 km bis zum Ort über den Strand. Das türkiesblaue Wasser sah herrlich aus. Als ich in den Pyrenäen auf der Route Napoleon unterwegs war, hätte ich nie geglaubt, dass ich so weit komme. Santiago und Finisterre waren soo weit entfernt – und nun, 38 Tage später stehe ich hier…
Ich durchquerte den Ort und ging direkt weiter zum Kap. Das Ende des Weges wollte ich als Pilger (mit Ausrüstung und Rucksack) und nicht als Tourist erreichen!
Am Kap selbst bzw. rund um den Leuchtturm herrsche dann ein ziehmlicher Rummel. Touristen wurden in ganzen Busladungen herangekarrt und auf dem Parkplatz für 10 Minuten Fotostop abgeladen.
Ich suchte mir einen stillen Platz etwas abseits, betrachtete das Meer und hing meinen Gedanken nach. Meine Ruhe wurde jäh durch eine Gruppe schweizer Touristen gestört (schöne Grüsse nach Baden, AG) die lärmend entdeckte, das „mein“ Fels der ideale Ort für ihre „da bin ich gewesen“-Fotos wäre. Da ich nicht direkt angesprochen wurde ignoriere ich sie und hing weiter meinen Gedanken nach. Vielleicht 5 Minuten später entschloss ich mich zu gehen, was mit Applaus seitens der Schweizer gewürdigt wurde. Ich sagte ihnen daraufhin, dass ich mir nach über 700 gelaufenen Kilometern nicht vorschreiben lasse wie lange ich das Meer betrachte. Was dann von ihnen folgte war klar und vorhersehbar: „typisch Dütsch…“ ging es los. Klar, wenn einem die Argumente ausgehen, helfen ja primitiven die Klischees weiter.
Ich sagte nicht „uf wiederluege“ (darauf kann ich bei diesen Menschen gut verzichten) sondern wünschte einen schönen Tag und liess sie stehen.
Nachdem ich meine Unterkunft bezogen hatte bin ich nochmal an die Playa gegangen um Muscheln zu suchen. Ich hatte Glück und fand drei „wilde“ Jakobsmuscheln. 🙂
Ich traute meinen Augen kaum, als mir auf einmal die Pilgerin die den ganzen Weg von Konstanz gelaufen war entgegen kam. Wir hatten uns vor einer Woche im Aufstieg nach O Cebreiro das letzte mal geshene. Sie war vor zwei Tagen nach genau 100 Tagen auf dem Weg in Finisterre angekommen. Der Camino hat doch auch am Schluss noch Überraschungen parat!
Die Sonne ist inzwischen im Meer versunken. Einiger Pilger verbrennen nach alter Tradition ihre abgetragenen Kleider.

Mein Weg endet hier – es ist Zeit wieder nach Hause zu gehen.

Die Heimreise ist schon organisiert, morgen geht es per Bus zurück nach Santiago und am Montag dann per Flugzeug nach Zürich.

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